CNA Logistik Forum 2021 im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Resilienz

CNA Logistik Forum 2021 im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Resilienz

Image © Fraunhofer IIS / CNA e.V.
15. November 2021
Über 100 Teilnehmer aus Logistik-Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten am 15.11.2021 innovative Lösungen für Transport & Logistik. Im Fokus stand dieses Jahr das Spannungsfeld aus Resilienz, Nachhaltigkeit und Effizienz, in dem die Branche sich positionieren muss.

Die Logistik ist im Wandel: Nicht erst seit der Corona-Krise steigen in der Branche die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Resilienz und Effizienz. Wie aber lassen sich diese widerstreitenden Zielgrößen vereinen? Welche Rolle können digitale Plattformen spielen? Und wie lassen sich Verkehrsträger und Transportaufträge sinnvoll vernetzen?

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Diese Fragen standen im Zentrum des 11. CNA Logistik Forums am 15. November 2021 in Nürnberg. Im ausgebuchten Kongress-Zentrum der Meistersingerhalle beteiligten sich über 100 Teilnehmer an der Dialog-Plattform rund um innovative Konzepte und Technologien für Transport und Logistik.

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Zum Auftakt begrüßten Dr. Rudolf Aunkofer, Geschäftsführer des CNA e.V., und Dr. Roland Fischer, Geschäftsführer der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS und Mitglied des Vorstandes im CNA e.V., das Publikum. Hierbei wies Dr. Fischer auf den Beitrag der Digitalisierung zu einer nachhaltigeren, resilienteren Logistik hin: „Digitalisierung in Kombination mit Datenexpertise ist für die Zukunftsfähigkeit der Branche ein wesentlicher Schlüsselfaktor. Denn die Digitale Transformation sorgt nicht nur für flexiblere Transporte oder effizientere Produktionsprozesse und damit für ökonomische Resilienz. Sondern sie sorgt auch für mehr ökologische und soziale Nachhaltigkeit.“ Die Rolle der Politik für Innovationen erläuterte Helmut Schütz, Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: So unterstütze das Ministerium die Weiterentwicklung der Logistik durch die Finanzierung von Forschungsprojekten über die Anpassung von Infrastrukturen bis zu Investitionszuschüssen für Unternehmen.

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Nachhaltiger Transport als Herausforderung

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Dass die Wirtschaft bereits vorangeht, zeigten die Keynotes am Vormittag: Über den Stand des Brennstoffzellen-Antriebs für Lkw berichtete Dirk Weberskirch, Technologieverantwortlicher Brennstoffzelle bei MAN Truck & Bus. Dabei machte er deutlich, dass bereits leistungsfähige Antriebstechnik auf Wasserstoff-Basis entwickelt sei. Abwartend seien die Hersteller hingegen bei der Wasserstoff-Zufuhr – hier sei noch unklar, ob sich Infrastrukturen durchsetzen, die eine Betankung mit flüssigem, gasförmigem oder in einer Trägersubstanz gebundenem Wasserstoff erlauben.

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Angesichts des Mangels an „grünem“ Wasserstoff aus regenerativen Quellen bzw. geeigneten Batterien bietet aktuell vor allem der Wechsel des Verkehrsträgers Möglichkeiten, Emissionen im Transport zu reduzieren. Sebastian Schilling, Leiter European Sales & Corridor Development der DB Cargo AG, und Matthijs van Doorn, Director Supply Chain & Logistics des Hafen Rotterdam, gaben daher einen Einblick, welche Möglichkeiten der Kombinierte Verkehr besonders im Seehafenhinterlandverkehr bietet. So seien Verbindungen gerade in den vergangenen Jahren ausgebaut worden und könnten dank digitaler Technologien – etwa Buchungs- und Trackingplattformen – immer komfortabler genutzt werden.

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Wie mittelständische Logistik-Dienstleister diese und weitere Innovationen für Transport und Lager bewerten, zeigte Dr. Johannes Söllner, Mitglied der Geschäftsleitung der Geis Group, auf. So müssten Konzepte stets kritisch hinsichtlich der gegebenen Rahmenbedingungen – Infrastruktur, Fehleranfälligkeit, Kostenpotential – bewertet werden. Danach seien unternehmenseigene Piloten erforderlich, um geeignete Technologien für die eigenen Prozesse zu identifizieren. Wie dies praktisch innerhalb der Geis Group geschieht, illustrierte er abschließend anhand verschiedener Beispiele vom E-Forwarding bis hin zu Kommissionier-Assistenzsystemen.

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Lobster Logistics gewinnt Technology for Future Award

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Im Rahmen einer Pitch Session stellten sich fünf digitale Pioniere für Transport & Logistik dem Urteil des Publikums. Die Themen reichten dabei von Lade-Assistenzsystemen von Digilo über Buchungs-Plattformen für mehr Transparenz im Transport wie Timocom oder IMSLOT bis hin zu Zulaufsteuerung für Terminals von CONROO.
Der Technology for Future Award 2021 ging jedoch schließlich an Niko Hossain, CEO der Lobster Logistics Cloud GmbH. Mit der logistics.cloud stellte er eine cloudbasierte Plattform für Supply Chain Management vor. Die integrierte Lösung soll Unternehmen helfen, Lieferketten automatisiert zu integrieren, transparent nachzuverfolgen und zu managen. Das modularisierte System einschließlich Sendungsverfolgung, Reporting, Telematik-Anbindung u.v.m. überzeugte letztlich das Publikum.

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„Wir sind sehr glücklich über diese Bestätigung unserer Arbeit und danken dem CNA und dem Logistik Forum für diese tolle Auszeichnung!“, freute sich Hossain über die Prämierung.

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Die Zukunft des Transports gestalten

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Wie sich Daten effektiver nutzen lassen, um Transporte nachhaltiger und resilienter zu gestalten, machten Axel Bagszas und Uwe Veres-Homm von der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS deutlich. Anhand verschiedener Beispiele zeigten sie die Mehrwerte von Data Analytics-Anwendungen im Kombinierten Verkehr auf. Dass auch schlicht das Teilen von Daten helfen kann, Transportkapazitäten in unternehmensübergreifenden Kooperationen effektiver zu nutzen, erläuterte Steffen Riedel von Eckes-Granini. Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, und Michael Liepelt, LKW Walter, ergänzten schließlich Praxisbeispiele für einen nachhaltigeren Transport vom digitalen Lieferschein bis zum Umstieg auf die Schiene.

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Zum Abschluss machte Major d.R. Herwig Rubin vom Landesregiment Bayern deutlich, vor welchen Herausforderungen die Militärlogistik in Krieg und Frieden steht. Dabei zeigte sich deutlich die Analogie zur „zivilen“ Logistik: So seien auch hier robuste, standardisierte Systeme erfolgreich. Dennoch spielten auch immer wieder der informelle „Obergefreiten-Dienstweg“ und flexible Planung eine entscheidende Rolle, um Versorgung und Ausstattung der Truppe sicherzustellen.

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Aktuelle Daten für die Logistik in Bayern

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Neben den Fachvorträgen stellte Dr. Rudolf Aunkofer erste Ergebnisse des Logistik Stimmungsbarometer Bayern der Logistik Initiative Bayern vor. Die Erhebung ermittelt monatlich die Geschäftslage, die Geschäftserwartung sowie das Stimmungsbild zu aktuellen Herausforderungen für die bayerische Transport- & Logistik-Branche.

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Die Logistik Initiative Bayern stellt damit ein branchen- und landesspezifisches Wirtschaftsklima bereit. Zusätzlich bietet die Befragung Daten zu aktuellen Herausforderungen in der Branche. So zeigten die letzten Erhebungen etwa, dass bereits heute 79% der Kunden in Transport & Logistik Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor für ihre Logistik bewerten. Als wichtigste Hemmnisse für die Geschäftsentwicklung der Branche wurden im Oktober 2021 der Fachkräftemangel (73%), fehlende Kapazitäten (65%) sowie die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie (51%) benannt.

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Dies bestätigt die Aktualität der Herausforderungen, um die sich das 11. CNA Logistik Forum 2021 drehte. Die Beiträge zeigten dabei Lösungen auf, thematisierten aber auch die Widrigkeiten des Innovationsprozesses. „Der Weg von der ersten Idee bis zur vom Markt angenommenen und somit erfolgreichen Innovation ist gerade in der Logistik-Branche nicht leicht. Der CNA e.V. unterstützt hier innovative Gründer genauso wie Start-Ups oder etablierte Unternehmen, die ihre Innovationen in funktionierende Geschäftsmodelle transformieren wollen.“

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