Mikro-Depot-Konzept
Mikro-Depot-Konzept
© DPD Deutschland GmbH
Pilotprojekt zur nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste mit dem Mikrodepot-Konzept auf dem Gebiet der Stadt Nürnberg
Wie können Pakete in der Stadt die „letzte Meile“ zum Kunden wirtschaftlich, effizient und emissionsfrei zurücklegen?
Das Pilotprojekt untersuchte und realisierte die Einrichtung von Mikro-Depots in Bestandsimmobilien und anschließende, teilweise Verteilung der Waren mit Lastenrädern. Dabei werden die Vorteile von Lastenrädern genutzt: Sie sind wendiger, umweltfreundlicher und flexibler als Paketautos – denn sie unterliegen den Verkehrsregeln für Fahrräder. Das Konzept funktioniert wie folgt:
Lastenfahrrad und Auto ergänzen sich
Wie kann ein Lastenfahrrad nun ein konventionelles Zustellfahrzeug, zum Beispiel einen Sprinter oder Caddy, ersetzen? Statt vom Hauptdepot, das häufig am Stadtrand liegt, verteilen die Fahrer und Fahrerinnen die Sendungen von einem Zwischenlager aus, dem Mikro-Depot. Ein großes Zustellfahrzeug, beispielsweise ein 7,5-Tonnen-LKW, bringt die Sendungen morgens dorthin. Von diesem zentraler gelegenen Lager aus werden die Sendungen die letzten Kilometer zu Kunden und Kundinnen gebracht.
Schritt 1:Geeignete Liefergebiete finden
Zunächst ist zu klären, in welchem Gebiet die Lastenräder zum Einsatz kommen sollen. Dazu analysieren wir die Stadt oder das geplante Liefergebiet geographisch, beispielsweise auf die Bevölkerungsdichte und das Relief. Auch prüfen wir via Big-Data-Analyse anhand realer Sendungsdaten, wie viele und welche Art von Sendungen im Gebiet anfallen. In unserer Pilotstadt Nürnberg nutzten wir Daten unserer Partner-Unternehmen DPD und GLS.
Ob sich ein Gebiet für die Lastenrad-Logistik eignet, hängt von einer Kombination verschiedener Faktoren ab, unter anderem Sendungsart- und -aufkommen. Manche Stopps lassen sich nicht wirtschaftlich mit Lastenrädern beliefern. Stopps, nennen wir Adressen, an denen Sendungen anfallen. Sie sind beispielsweise ungeeignet, die Pakete sehr groß oder schwer sind oder schlicht sehr viele bei einem Stopp ausgeliefert werden. Denn: All dies führt dazu, dass mit einem Lastenrad häufig gefahren werden müsste. Bestellt ein Bekleidungsgeschäft also neue Ware oder eine Privatperson einen Satz Winterreifen im Internet, liefert weiterhin ein konventionelles Zustellfahrzeug. Lastenfahrrad-fähige Sendungen unter einem bestimmten Volumen bringt im Mikro-Depot-Konzept dagegen ein Paketbote mit dem Pedelec. Es gibt also schon noch einige Paketautos, diese sind aber besser ausgelastet als zuvor.
Schritt 2: Stopp-Adressen auf Fahrzeuge aufteilen
Steht das Gebiet fest, kann die Umsetzung beginnen. Wie bereits gesagt eignen sich manche Stopps (eine Adresse, an die Sendungen gehen) besser für Lastenräder, andere für Paketautos. Diese beiden Arten von Stopp analysieren wir und dementsprechend können Routen geplant werden. Je nach Methodik wird die gesamte Straße dem konventionellen Lieferfahrzeug zugeordnet, wenn sich in ihr ein großer Stopp befindet (eine sogenannte logistische Senke, da dorthin viele Sendungen „fließen“). Alternativ erfolgt eine Stopp-genaue Aufteilung der Sendungen, sodass es vorkommen kann, dass Lastenfahrrad und Paketauto in derselben Straße unterschiedliche Adressen beliefern.
Auf Basis der Sendungsdaten bestimmen wir außerdem den optimalen Standort für das Mikro-Depot im Sendungsgebiet.
Schritt 3: Logistische Umsetzung des Mikro-Depot-Konzepts
Wenn die Lastenräder angeschafft sind, die Aufteilung der Stopps steht und das Mikro-Depot eingerichtet ist, kann es losgehen. Der Prozess läuft wie folgt ab: Vor Belieferung des Mikro-Depots erfolgt eine straßengenaue Vorsortierung der Pakete im Hauptdepot. Ein LKW liefert dann die lastenfahrrad-fähigen Sendungen ans Mikro-Depot. Von dort wird dann auf der allerletzten Meile zugestellt.
Vorteile und Auswahl von Pedelec-Lastenfahrrädern
Die Lastenräder haben im urbanen Verkehr viele Vorteile. Grundsätzlich hat ein Fahrrad weniger Ladekapazität (Ladevolumen und möglich Zuladung) als ein Transporter. Gleichzeitig ist es jedoch viel wendiger, braucht keinen Parkplatz und kann die Fahrrad-Infrastruktur nutzen. So kann es zum Beispiel auf Radwegen oder freigegebene Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung für Autos benutzen. Ein Pedelec-Lastenrad ist umweltfreundlich und verursacht lokal keine Feinstaub- und CO2-Emissionen in den sowieso stark belasteten städtischen Räumen. Zuletzt ist die Zustellung leise, weniger störend und sicherer als mit dem Paketauto – sozusagen minimalinvasiv.
Nachhaltige Stadtlogistik
Das Mikro-Depot-Konzept umfasst alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit:
- Ökologisch: Emissionen werden reduziert (Luftschadstoffe, Treibhausgase, Lärm)
- Ökonomisch: Ökonomische Effizienz im Vordergrund, sodass der Einsatz von Lastenfahrrädern eine echte logistische Alternative für die Zustellung von Sendungen darstellt.
- Sozial: Verkehr Wohngebieten mindert sich und Bestandsimmobilien dienen als Mikro-Depots – so sparen sie Flächen und fügen sich harmonisch ins Stadtbild ein
Ergebnis der Forschung
siehe Abschlussbericht
Unser „Pilotprojekt zur Nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste mit dem Mikro-Depot Konzept auf dem Gebiet der Stadt Nürnberg“ ermöglicht durch den Einsatz von Lastenfahrrädern die emissionsfreie, nachhaltige und effiziente Zustellung und Abholung von Paketen. Durch die erfolgreiche Konzeption sind die teilnehmenden Unternehmen überzeugt, dass sich das Mikro-Depot-Konzept auch nach Ablauf der Pilotphase vollständig etabliert hat und fortgeführt wird. Des Weiteren können die Ergebnisse auf andere Städte übertragen werden.
Um die Potenziale des Konzepts zur Nachhaltigkeit noch stärker auszuschöpfen, laufen zwei Folgeprojekt. In diesen erarbeiten wir innovative und nachhaltige Logistikprozesse mit kooperativer Ressourcennutzung (VALUE@SERVICE) sowie ein Pedelec-Lastenrad für den professionellen logistischen Einsatz (LEV@KEP).
Projektlaufzeit:
8. April 2016 - 31. Oktober 2017
Vorlaufforschung „Nürnberger Mikro-Depot-Konzept in der KEP-Branche: Übertragbarkeit auf andere Städte und Integration von innovativen Same-Day-Delivery-Konzepten“:
1. Januar 2017 – Dezember 2017
Auftraggeber:
Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken
Stadt Nürnberg
Partner:
DPD GeoPost Deutschland GmbH
General Logistics Systems Germany (GLS)
Bundesverband Paket & Express Logistik (BIEK)
Center for Transportation & Logistics - Neuer Adler e.V.
Umsetzungsstand:
Offizielle Laufzeit abgeschlossen, Regelbetrieb
Auszeichnungen:
2018: Bundeswettbewerb "Nachhaltige Urbane Logistik"
2017: VCÖ-Mobilitätspreis - Kategorie Internationale Vorbildprojekte